Was verraten Netflix-Kochshows über unsere Gesellschaft? Ist woke das neue narzisstisch? Und warum trinken jetzt eigentlich alle Ingwershots? Wir sprechen über Phänomene, die unsere Gegenwart ausmachen – die ZEIT-Feuilleton-Redakteure Nina Pauer, Ijoma Mangold, Lars Weisbrod und Apples Sprachassistentin Siri begleiten die Hörerinnen und Hörer durch die Jetztzeit. Dieser Podcast wird produziert von Pool Artists. Falls Sie uns nicht nur hören, sondern auch lesen möchten, testen Sie jetzt 4 Wochen kostenlos Die ZEIT: www.zeit.de/podcast-aboFindest du Meinungsmonopol gut und möchtest uns unterstützen? Hilf uns mit einer kleinen Spende.
Die sogenannte Gegenwart
“22 Bahnen” lesen statt in Therapie zu gehen
Tilda wäre nach dem Abitur gern nach Berlin gezogen, so wie ihre
Freunde, aber sie lebt noch zu Hause in der Provinz. Dort muss sie sich
um ihre kleine Schwester kümmern und ihre unberechenbare
Alkoholiker-Mutter. Manchmal kann Tilda nicht mehr, dann läuft sie in
den Wald und schreit laut. Plötzlich aber taucht der attraktive und
erfolgreiche Viktor in ihrem Kleinstadtleben auf …
Das ist die Ausgangslage im Roman „22 Bahnen“, mit dem die
Schriftstellerin Caroline Wahl 2023 einen großen Überraschungserfolg
feierte. Dieses Jahr erschien die Fortsetzung, „Windstärke 17“, auch das
Buch stand wieder in den Bestsellerlisten ganz oben.
Warum treffen ausgerechnet Caroline Wahls Romane den Nerv der Gegenwart?
Im Feuilleton-Podcast sprechen (und streiten) Nina Pauer und Lars
Weisbrod über ein Literaturphänomen, das viele Fragen aufwirft: Sind „22
Bahnen“ und „Windstärke 17“ bloß Unterhaltungsliteratur? Stehen die
beiden Werke für einen neuen Zeitgeist? Hier werden jedenfalls echte
Gefühle erlebt und durchlitten – und sie werden nicht mehr in den
politisierten Therapiesprech verpackt, der bisher so angesagt war. Ist
das endlich ein Schritt nach vorn, in eine posttherapeutische
Gesellschaft? Oder ist es ein Schritt zurück in die gute alte Zeit der
Nullerjahre-Gefühligkeit, die nur wiederbelebt werden soll? Darum geht
es diesmal in der neuen Folge von „Die sogenannte Gegenwart“.
Das Thema beginnt ungefähr bei Minute 19:26.
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