Inside Austria
Wirecard - eine österreichische Affäre? (2/4) Das Netzwerk

Auf den ersten Blick haben Markus Braun, Ex-Chef des Finanzdienstleisters Wirecard, und sein früherer Mitarbeiter Jan Marsalek nicht viel gemeinsam. Abgesehen von der Tatsache, dass beide die mutmaßlichen Strippenzieher im Bilanzskandal um das Unternehmen sind. Braun galt als introvertierter Workaholic, Marsalek als extrovertierter Charismatiker.

Doch das einstige Wirecard-Duo teilt noch etwas: Sie sind beide Österreicher – und sie nutzten ihre Kontakte nach Wien, um in der Regierung für Wirecard zu werben. Während Braun vor allem die Nähe zur ÖVP und dem damaligen Bundeskanzler Sebastian Kurz suchte und Geld an die Partei spendete, kümmerte sich Marsalek um die Annäherung an die rechtspopulistische FPÖ, damals Juniorpartner in der Regierung von Kurz.

Doch Marsaleks Netzwerkaktivitäten gingen weit über gewöhnliche Lobbyarbeit hinaus. So warb er bei Regierungsmitgliedern für ein ominöses Asylprojekt in Libyen, das der Abwehr von Flüchtlingen dienen sollte und mit dem Finanzunternehmen Wirecard nichts zu tun hatte. Auch seine Verbindungen nach Russland werfen viele Fragen auf. Hat Marsalek versucht, russische Interessen in Österreich durchzusetzen?

In dieser Reihe von Inside Austria blicken wir auf die österreichische Seite des Wirecard-Skandals. In der zweiten Folge geht es um das politische Netzwerk von Jan Marsalek und Markus Braun in ihrer Heimat. Wir schauen, welche Parteikontakte die beiden pflegten, wohin Spenden geflossen sind, welche Projekte Marsalek auf eigene Faust umsetzte. Und wir zeigen, warum das alles wichtig ist um zu verstehen, dass Wirecard nicht nur ein Finanzskandal war.

In der Podcast-Serie Inside Austria rekonstruieren der SPIEGEL und der österreichische STANDARD gemeinsam Fälle, Skandale und politische Abgründe in Österreich.

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