Ist das Trauern, der „Widerstand gegen das Verschwinden“, wie Heribert Prantl es einst formulierte, ein politischer Akt? Für mich ist es das. Ich trauere derzeit um meinen Vater, der letzte Woche nach kurzer, schwerer Krankheit im Kreise der Liebsten und Engsten verstarb. Ich frage mich: Ist das Trauern, wenn es sein darf, wenn es praktiziert wird, nicht auch im politischen Sinne eine große Chance, verbindende Schicksale, gar „kollektive Wunden“ zu entdecken und zu politisieren? Ich beschäftige mich mit der „Jin, Jinan, Azadî“-Bewegung im Iran, welche eine beeindruckende Kraft aus dem Trauern entwickelte und eine Vorstellung des Lebens entwickelte, welche es zu erkämpfen gilt. Deswegen auch für mich die Frage, als Trauernder: Warum ist das Privatsache? Und welche Schicksale, die der Kapitalismus hervorbringt, werden zu wenig betrauert?
Eine sehr persönliche Folge. Ich danke Euch allen fürs Zuhören und Mitfühlen.
Liebe Grüße,
Euer Joppel
Hier der Link zur Sendung von WDR Kosmos: Iran im Herzen. 22.12.2023 mit Parastou Forouhar und Max Czollek.
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