Was verraten Netflix-Kochshows über unsere Gesellschaft? Ist woke das neue narzisstisch? Und warum trinken jetzt eigentlich alle Ingwershots? Wir sprechen über Phänomene, die unsere Gegenwart ausmachen – die ZEIT-Feuilleton-Redakteure Nina Pauer, Ijoma Mangold, Lars Weisbrod und Apples Sprachassistentin Siri begleiten die Hörerinnen und Hörer durch die Jetztzeit. Dieser Podcast wird produziert von Pool Artists. Falls Sie uns nicht nur hören, sondern auch lesen möchten, testen Sie jetzt 4 Wochen kostenlos Die ZEIT: www.zeit.de/podcast-aboFindest du Meinungsmonopol gut und möchtest uns unterstützen? Hilf uns mit einer kleinen Spende.
Die sogenannte Gegenwart
Selbst trans ist zu binär
Mit dem autobiografischen Roman Blutbuch gewann die nicht binäre Person
Kim de l’Horizon kürzlich den Buchpreis. Ist die Auszeichnung verdient?
Die Verleihung sorgte für Aufsehen, die Reaktionen reichten von
Bewunderung bis Stirnrunzeln: Als Kim de l’Horizon vor Kurzem auf einer
Bühne in Frankfurt den Deutschen Buchpreis entgegennahm, wurde der
Literaturbetrieb Zeuge eines ganz besonderen Moments. De l’Horizon,
geboren 1992 in der Schweiz, identifiziert sich weder als Mann noch als
Frau, sondern als nicht binär. Den Preis widmete die Person an diesem
Tag allen protestierenden Frauen im Iran – und nahm einen elektrischen
Rasierer zur Hand, um sich aus Solidarität selbst den Kopf zu scheren.
Im Saal gab es Standing Ovations, andere Kommentatoren kritisierten das
Auftreten als übermäßige Selbstdarstellung.
In der neuen Folge des Podcasts Die sogenannte Gegenwart geht es um
diese spektakuläre Szene – aber vor allem um den autobiografischen
Roman, für den Kim de l’Horizon ausgezeichnet wurde. Im Blutbuch
verarbeitet de l’Horizon die eigene Herkunftsgeschichte: Erzählt wird
das Aufwachsen in einer Schweizer Arbeiterfamilie, die Beziehung zur
Mutter, einer Friseurin, die sich für Hexengeschichten begeistert. Vor
allem aber steht die Großmutter im Mittelpunkt des Romans – und die
Generationen der Frauen, die sich zum Familienstammbaum verbinden.
Kim de l’Horizon gelingt es mit dem Blutbuch auf besonders geschickte
Weise, unsere gegenwärtigen identitätspolitischen Diskurse zu bespielen.
Im Feuilletonpodcast fragen sich Ijoma Mangold und Lars Weisbrod: Wenn
Geschlechter nicht binär sind, sind wir dann alle nonbinär? Und ist es
der Auftrag von de l’Horizons Generation, dass sie jene Traumata endlich
aufarbeitet, die von Eltern an ihre Kinder, von Familie zu Familie
weitergegeben wurden? Und welche Rolle spielt dabei das Sprechen und die
Sprache, die de l’Horizon in dem Roman immer wieder thematisiert?
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