Was verraten Netflix-Kochshows über unsere Gesellschaft? Ist woke das neue narzisstisch? Und warum trinken jetzt eigentlich alle Ingwershots? Wir sprechen über Phänomene, die unsere Gegenwart ausmachen – die ZEIT-Feuilleton-Redakteure Nina Pauer, Ijoma Mangold, Lars Weisbrod und Apples Sprachassistentin Siri begleiten die Hörerinnen und Hörer durch die Jetztzeit. Dieser Podcast wird produziert von Pool Artists. Falls Sie uns nicht nur hören, sondern auch lesen möchten, testen Sie jetzt 4 Wochen kostenlos Die ZEIT: www.zeit.de/podcast-aboFindest du Meinungsmonopol gut und möchtest uns unterstützen? Hilf uns mit einer kleinen Spende.
Die sogenannte Gegenwart
Ist Kapitalismuskritik Kitsch?
Wir reden zu wenig über Klasse und Kapitalismus, und wenn wir es tun,
dann nicht schlau genug – Ijoma Mangold und Lars Weisbrod zeigen in der
dritten Folge des ZEIT-Podcasts „Die sogenannte Gegenwart“ wie es besser
geht. Wenn Identitätspolitik kritisiert wird, heißt es dauernd: „Redet
weniger über Genderklos, redet lieber über Klasse! Get real!“ Stimmt,
nur bleibt es meistens leider bei der bloßen Forderung, ohne dass
wirklich über Klasse geredet würde. Ijoma Mangold und Lars Weisbrod
wollen das in der dritten Folge des Feuilleton-Podcasts anders machen:
Sie reden diesmal über Klasse und Kapitalismus! Und über Gangsta-Rap.
Denn was ist mehr Gegenwart als der Kapitalismus, in dem wir alle leben?
Das Problem nur: Obwohl dieser verdammte Kapitalismus allgegenwärtig ist
und uns jeden Tag umgibt, scheint es gar nicht so einfach, ihn schlau zu
beobachten. Ijoma erklärt, warum so vieles, was im Ton der Wehleidigkeit
als Kapitalismuskritik vorgetragen wird, reiner Kitsch ist und mehr mit
einem Unbehagen in der Kultur zu tun hat als mit der Klassenfrage. Der
schlimme Leistungsdruck, die Selbstoptimierung der Subjekte, das Gefühl
der Entfremdung – all das sind Phänomene, die in Wahrheit mehr mit der
menschlichen Natur zu tun haben als mit kapitalistischen Strukturen.
Lars erzählt, warum für ihn der Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll
schuld daran ist, dass wir in Deutschland zu wenig und zu falsch über
ökonomische Fragen sprechen – seine furchtbare Anekdote vom Fischer am
Meer hat viel zu lange geprägt, wie wir in Deutschland über Kapitalismus
nachdenken. Deswegen hat Lars eine wichtige Lektion erst von
Gangsta-Rappern lernen müssen: Es geht im Leben eben doch ums Geld! Vor
allem für Arbeiterkinder wie ihn. Und weil die beiden schon mal beim
Thema Gangsta sind: Am Ende streiten Ijoma und Lars sich über eine
Schlüsselszene aus der deutschen Serie “4 Blocks”, in der Berliner
Clan-Kriminelle Böll zitieren. Dabei geht es um nichts weniger als die
großen Frage: Was es heißt, im Kapitalismus zu leben. Geht es wirklich
um Konkurrenz, bei der die besten gewinnen? Oder ist das Spiel
manipuliert? Und was sollen wir tun? Lieber die Erbschaftsteuer erhöhen
oder mehr Menschen an die Kapitalmärkte bringen? Außerdem werden in der
Rubrik Gegenwartscheck brandaktuelle Phänomene unserer Gegenwart
aufgespürt und gedeutet: Warum der klitzekleine Schreibtisch auf dem
Vormarsch ist, wie Kanye West sein iPhone einsetzt und weshalb das Wort
„Skalieren“ bei „deinem Onlinebusiness“ so eine Konjunktur erlebt.
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