Die Meldung klingt wie ein Treppenwitz der Geschichte: Die US‑Umweltbehörde EPA unter Präsident Trump will den sogenannten „Endangerment Finding“ von 2009 kippen. Er bildet die juristische Grundlage dafür, Kohlenstoffdioxid als Gefahr für Gesundheit und Klima einzustufen, womit seither Abgasregeln für Autos, Kraftwerke und Flugzeuge begründet werden. EPA‑Chef Lee Zeldin nennt die geplante Aufhebung den „größten Deregulierungsakt in der US‑Geschichte“. Nach seiner Lesart wurde die Feststellung „erfunden, um ganze Wirtschaftssegmente zu regulieren und auszulöschen“. Zeldin betont sogar, CO₂ sei „wichtig für unseren Planeten“.

CO₂ – Buhmann oder Lebenselixier?

CO₂ hat zwei Gesichter: Viele Forscherinnen und Forscher sehen darin den Haupttreiber der globalen Erwärmung, da es Wärmestrahlung in der Atmosphäre zurückhält. Umweltverbände warnen, dass eine Aufhebung des Endangerment Finding die Fähigkeit der USA zur Regulierung von Emissionen schwächen und den „Turbo für den Klimawandel“ zünden würde. Auf der anderen Seite erinnern Kritiker daran, dass Kohlenstoffdioxid als Pflanzennahrung unersetzlich ist und der Begriff „Schadstoff“ politisch aufgeladen ist.

Dieser Konflikt entzündet sich nicht nur am Gas selbst, sondern auch an der Strategie. Viele Bürgerinnen und Bürger sind frustriert über teure Abgaben und ehrgeizige Temperaturziele, die dennoch verfehlt werden. Die 1,5‑Grad‑Marke rückt in weite Ferne, und gleichzeitig steigen die Preise für Energie und Mobilität.

Es gibt immer mehr Stimmen, die den aktuellen Kurs in Frage stellen:

  • Judith Curry, eine Atmosphärenwissenschaftlerin, kritisiert den Fokus auf CO₂‑Ziffern. Sie fordert, die Verwundbarkeit gegenüber Stürmen, Dürren und Überflutungen zu reduzieren und natürliche Lebensräume zu schützen, anstatt sich ausschließlich auf Emissionsziele zu versteifen.
  • Steven Koonin, ehemaliger Chef­wissenschaftler des US‑Energieministeriums, weist darauf hin, dass wetterbedingte Todesfälle seit 1900 stark gesunken sind – dank besserer Infrastruktur und Frühwarnsysteme. Er plädiert für mehr Forschung und eine nüchterne Betrachtung der Risiken.
  • Björn Lomborg bezeichnet den Klimawandel als „chronisches Problem“ und fordert massive Investitionen in Forschung, damit alternative Energien günstiger werden als fossile. Er warnt davor, das Problem allein mit Verboten und Strafsteuern lösen zu wollen.
  • Konservative Politiker wie Lee Zeldin argumentieren, dass Regulierungen die Wirtschaft lähmen, während die Vorteile des CO₂ ignoriert würden. Gegenstimmen halten ihm vor, dass der Endangerment Finding auf breiter wissenschaftlicher Grundlage stehe und bereits mehrfach gerichtlich bestätigt wurde.

Auswege jenseits der CO₂‑Fixierung

Statt nur das Gas zu verteufeln oder zu verteidigen, schlagen Kritiker und manche Wissenschaftler alternative Wege vor:

  • Anpassung stärken: Investitionen in Deiche, Hitzeschutzpläne, resilientere Wälder und Infrastruktur könnten die Auswirkungen extremer Wetterlagen abmildernjudithcurry.com.
  • Technologische Innovation: Kernenergie der neuen Generation, CO₂‑Abscheidung und ‑Speicherung oder günstige Synthesekraftstoffe könnten den Übergang beschleunigen.
  • Flexiblere CO₂‑Bepreisung: Ökonomen wie Ross McKitrick schlagen vor, den CO₂‑Preis an die tatsächlich gemessene Erwärmung zu koppeln, statt starre Steuersätze festzulegen.
  • Offene Debatte: Dass Wissenschaftler wie Curry, Lomborg oder Koonin zu Wort kommen, zeigt, dass es Alternativen zur aktuellen Politik gibt. Ob man ihnen zustimmt oder nicht, eine pluralistische Debatte ist der Schlüssel, um neue Lösungen zu finden.

Die EPA will das „Gefährdungsurteil“ kippen – ist das der Moment, an dem CO₂ vom Bösewicht zum Helden avanciert? Eher nicht. Aber die Debatte verdeutlicht, dass Klimapolitik mehr braucht als symbolische Grenzwerte und Strafsteuern. Wer ernsthaft über den Klimawandel sprechen will, darf unbequeme Fragen zulassen: Hilft es wirklich, das Gas zu verdammen, während die Infrastruktur bröckelt?

Vielleicht wäre es an der Zeit, ein „Ermutigungsurteil“ auszustellen: keine verbindliche Wahrheit, sondern eine Einladung, unterschiedliche Lösungsansätze ernsthaft zu prüfen. Denn sicher ist nur, dass die Realität komplexer ist als jede Schlagzeile.

Sag uns deine Meinung!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert