Meinungsmonopol | Kommentar von Robert Langer
Es ist ein gigantisches Vorhaben: Hunderte Milliarden Euro sollen in den kommenden Jahren in die Bundeswehr fließen. Geld scheint plötzlich keine Rolle mehr zu spielen, sobald es um Waffen, Panzer, Raketen und „Deep Fires“ geht. Und man fragt sich: Ist das wirklich alles notwendig – oder steckt dahinter etwas ganz anderes?
Natürlich: In Zeiten eines aggressiven Russlands und einer unklaren transatlantischen Partnerschaft erscheint es logisch, dass Europa sich selbst verteidigen können muss. Doch der Gedanke, dass mehr Waffen automatisch mehr Sicherheit bringen, ist ein Irrglaube. Was hier passiert, ist nicht bloß eine Modernisierung der Truppe – es ist ein Paradigmenwechsel: Deutschland wird systematisch auf Krieg vorbereitet. Und das nicht nur auf dem Papier, sondern auch in den Köpfen der Menschen.
Die Politik nutzt die Angst der Bevölkerung als Mittel zum Zweck. Seit der Jahrtausendwende jagt eine Krise die nächste – und jedes Mal werden zwei Dinge reflexartig hervorgeholt: Geld und Angst. Erst war es der Terror, dann kam die Finanzkrise, dann die Flüchtlingskrise, Corona, Energie, Klima, Ukraine – und nun: Kriegstüchtigkeit. Das Vokabular wird immer drastischer. Und mit ihm wächst die Bereitschaft, Dinge zu akzeptieren, die vor Jahren noch undenkbar gewesen wären: Aufrüstung ohne Obergrenze. Sondervermögen ohne parlamentarische Kontrolle. Und eine Verteidigungspolitik, die sich nicht am Bürger orientiert, sondern an Strategien und Planspielen von Militärs und Thinktanks.
Die Wahrheit ist unbequem: Die Bundeswehr braucht nicht nur Geld, sie braucht Struktur, Sinn und Vertrauen. Doch anstatt Reformen von innen, wird außen aufgerüstet. Man könnte fast meinen, das politische Personal sei mit echten Reformen überfordert – und setzt deshalb auf das, was immer geht: Mehr Geld ausgeben. 600 Milliarden Euro über 15 Jahre. Und niemand fragt ernsthaft: Wofür genau? Für Panzer, die nicht fahren? Für Flugzeuge, die erst 2040 kommen? Für U-Boote, die wegen Personalmangel im Hafen liegen?
Wir erleben hier ein Verteidigungs-Remake im XXL-Format. Das Problem: Es ist kein Film, sondern Realität. Und in dieser Realität verlieren wir nicht nur Milliarden, sondern auch das Vertrauen in die politische Klasse. Denn während sie an immer größeren Haushalten basteln, werden einfache Fragen nicht beantwortet: Wie schützt man die Bevölkerung wirklich? Wie verhindert man Krieg, anstatt sich für ihn zu rüsten? Und warum ist plötzlich genug Geld da, wo doch für Bildung, Pflege oder Klimaschutz angeblich immer zu wenig vorhanden ist?
Am Ende bleibt ein bitterer Eindruck: Wir werden nicht sicherer, sondern nur abhängiger – von Angst, Schulden und außenpolitischer Unsicherheit. Und das wird uns als „Zeitenwende“ verkauft. In Wahrheit ist es ein Rückfall. In alte Denkmuster. In alte Lösungen für neue Probleme. Doch neue Probleme brauchen neue Antworten – und keine Waffenlisten.
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