Sagen, was ist. Oder besser: sagen, was noch erlaubt ist?

In der aktuellen Episode ihres Podcasts diskutieren Markus Lanz und Richard David Precht ein Thema, das aktueller kaum sein könnte: Wie gefährdet ist unsere Meinungsfreiheit wirklich?

Mit dieser Folge (#194) betreten die beiden einen Raum, der in Deutschland zunehmend enger zu werden scheint – zumindest in der Wahrnehmung vieler Bürgerinnen und Bürger. Nur 40 Prozent der Menschen glauben laut Umfragen noch daran, ihre Meinung frei äußern zu können. Eine Zahl, die nachdenklich stimmt – und die Lanz als Ausgangspunkt seiner Fragen nimmt: Was darf man überhaupt noch sagen? Wo zieht das Grundgesetz die Grenze? Und wer bestimmt diese eigentlich?

Precht wirft gleich zu Beginn einen gewichtigen Satz in den Raum:

„Es gibt viele Menschen, die Dinge denken, die sie in der Öffentlichkeit nicht mehr aussprechen.“

Der Philosoph spricht damit ein gesellschaftliches Klima an, das zunehmend von Unsicherheit, Empfindlichkeit und sozialer Ächtung geprägt ist. Wer „falsche“ Meinungen äußert, riskiert Shitstorms, Karrieren und Freundschaften. Selbst innerhalb demokratischer Diskurse scheint ein Klima der Vorsicht Einzug gehalten zu haben.

Die sozialen Kosten für freie Meinungsäußerung steigen – darin sind sich beide einig. Doch was bedeutet das für unsere Demokratie?

Streiten – aber richtig

Lanz und Precht analysieren, wie der Streit – eigentlich das Lebenselixier einer freien Gesellschaft – zunehmend unter Generalverdacht gestellt wird. Wer widerspricht, wer provoziert oder jenseits des Mainstreams denkt, landet schnell in der Ecke: rechts, radikal, gefährlich.

Dabei stellen die beiden klar: Eine Demokratie, die sich nicht mehr traut, offen zu streiten, beginnt zu erodieren. Freiheit heißt eben nicht, dass alles bequem sein muss. Sie bedeutet auch, unangenehme Meinungen auszuhalten – solange sie innerhalb der Grenzen des Grundgesetzes bleiben.

Und ja, auch Populisten haben Meinungsfreiheit – wie es der FDP-Politiker Gerhart Baum einst so treffend formulierte. Lanz und Precht verteidigen diesen Standpunkt konsequent. Sie sehen aber auch die Gefahr, wenn Populismus in Demokratiefeindlichkeit kippt. Klare Kante ist gefragt, wenn demokratische Werte abgeschafft werden sollen.

Die Verantwortung der Demokraten

Im Zentrum der Diskussion steht also nicht nur die Frage „Was darf man sagen?“, sondern vor allem „Wie schützen wir die Freiheit – ohne sie selbst auszuhöhlen?“

Beide fordern mehr Mündigkeit – von Medien, von Politik, aber auch von der Zivilgesellschaft. Gerade jetzt, in Zeiten der Polarisierung, dürfe man die Meinungsfreiheit nicht zum Spielball ideologischer Grabenkämpfe machen. Denn wenn wir anfangen, aus Angst vor Andersdenkenden die freie Rede einzuschränken, verlieren wir mehr als nur Worte – wir verlieren ein Stück unserer offenen Gesellschaft.

Die 194. Ausgabe von Lanz & Precht ist eine Einladung – zur Reflexion, zur Diskussion, zum Streiten. Und sie ist ein Weckruf an all jene, die glauben, man müsse unliebsame Meinungen verbieten, um die Demokratie zu retten.

Denn Demokratie stirbt nicht an zu vielen Meinungen. Sondern an zu wenigen.

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