Am Wochenende ist es wieder so weit: Die Uhr wird eine Stunde vorgestellt, und Millionen Partygänger müssen mit einer Stunde weniger durch die Nacht kommen. Ein untragbarer Zustand! Wo bleibt der Volksaufstand gegen diese systematische Enteignung unserer wohlverdienten Schlaf- oder Feierstunden? Ach ja, vermutlich ist das Volk gerade mit ganz anderen Problemen beschäftigt.

Denn wenn man sich so umhört, gibt es nicht wenige, die sich eine ganz andere Art der Zeitumstellung wünschen. Manche nostalgische Seelen hätten wohl gerne wieder die 90er zurück – jene goldene Ära, als Helmut Kohl uns mit seiner blumigen Rhetorik einlullte, die Bravo noch ein Qualitätsmedium war und jeder zweite Teenager eine Frisur hatte, für die er sich heute in Grund und Boden schämt. Ein Jahrzehnt, in dem Politik zwar auch nicht besser, aber immerhin weniger peinlich war. Vielleicht.

Andere hingegen träumen gar von noch früheren Zeiten. Da gibt es die Romantiker, die sich an die „guten alten“ 50er zurücksehnen, als es noch keine Genderdebatten, keinen Veggie-Day und keine Klimakleber gab – dafür aber Kippen im Flugzeug und das Recht, die Ehefrau steuerlich abzusetzen. Und dann gibt es jene, die heimlich, still und leise auf 1933 zurückschielen. Jene dunkle Fraktion, die glaubt, früher sei alles besser gewesen, weil der Sprit billig und die Machtverhältnisse klarer waren. Die gute Nachricht: Eine solche Zeitumstellung ist zum Glück technisch unmöglich – und moralisch, politisch wie menschlich komplett daneben.

Deshalb: Lassen wir die Uhren dort, wo sie hingehören. Nehmen wir die eine verlorene Stunde mit Fassung hin und konzentrieren uns auf die Gegenwart. Denn so frustrierend die heutige Politik auch sein mag, sie ist immer noch besser als das, was sich einige Zeitreisewillige insgeheim herbeiwünschen.

Also, liebe Leute: Macht euch ein schönes Wochenende! Feiert, schlaft aus oder verflüchtigt euch in die Natur. Aber lasst euch nicht von Politik und Zeitumstellung die Laune verderben – die echte Uhr tickt sowieso weiter, und das Leben ist zu kurz, um sich von verlorenen Stunden oder nostalgischen Fantasien herunterziehen zu lassen.

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